Valve war als Games-Entwickler recht innovativ und haben es als ihr Meisterstück geschafft DRM mit ihrer Steam-Plattform salonfähig zu bekommen. Zu Recht hat Gabe Newel mit dem Umsatz an verkauften Spielen seine Rente sicher. Klar, dass sie jetzt nicht aufhören neue Dinge zu entwickeln. Die neusten Produkte sind jedoch Hardware: Steam Machines, Steam Link und der Steam Controller. Doch für welches Publikum sind sie gedacht? Werden es die ersten Valve-Flopps sein oder erkenne ich den genialen Plan dahinter nicht?
Steam Machine, die PC-Konsole?
Als ich die ersten Ankündigungen zu den Steam Machines las, fand ich die Idee erstmal recht spannend. Da will Valve die Lücke zwischen den Couch-Kartoffeln und den Schreibtisch-Bucklern schließen, quasi den Spiele-PC in Wohnzimmer tragen und an den großen HD-TV anschließen. Somit quasi Sony, Microsoft und vielleicht ja auch Nintendo das Wasser abgraben? Wäre lustig geworden und das Ganze dann noch mit einem eigenen Linux-OS? Wow. Quasi eine Steam-Konsole, womit wohl PCler und Konsoleros langsam homgen werden könnten. Das wäre was. Außerdem würden sich evtl. ja auch nicht technikaffine Spieler an PC-Spiele wagen.
Aber als sich dann nach und nach Details heraus kristallisierten, dass es verschiedene Machines geben wird, von unterschiedlichen Herstellern mit unterschiedlichen Hardware-Setups, kam ich ins Zweifeln. Preislich liegt die günstigste Steam Machine bei 500€, also deutlich über dem Preis einer PS4 oder Xbox One. Preislich ist nach oben hin alles drin. Im Endeffekt ist die vermeintliche Revolution von Valve dann doch wieder das, was wir schon seit langem haben: Unterschiedliche Hardware-Konfigurationen, bei denen man Bescheid wissen muss, welche Spiele wo wie laufen. Ich denke nicht, dass sich hierdurch eine neue Zielgruppe erschließen lässt. Der Konsolero bleibt bei der Konsole, der PCler hat eh seine eigenen Vorstellungen, wie eine Spiele-Maschine auszusehen hat und Windows ist eh für die meisten das vertrautere Betriebssystem und dort läuft der Steam-Client ja eh schon vorzüglich. Zumal auch nicht alle Spiele auch auf SteamOS (Linux) laufen.
Der Controller, der eine Maus sein wollte
Die nächste vermeintliche Revolution war der Steam-Controller. Wieder phantasierte ich, den Hybrid von beiden Lagern. Tastatur und Maus Enthusiasten und Konsoleros benutzen das Selbe Eingabegerät. Sitzen zusammen auf der Couch und spielen zusammen Strategie-Spiele, ohne verkorkste Konsolen-Anpassung. Denn der Steam-Controller versprach eine Alternative, wenn nicht sogar der Ersatz für Tastatur und Maus zu sein. Wieder ein Schritt zu auf eine neue Zielgruppe, die gern auf dem Sofa sitzt beim Medienkonsum.
Nun hatte ich dieses Wunderwerk der Technik in den Händen und versuchte damit klar zu kommen. Einmal davon abgesehen, dass der Controller im Gegensatz zu vielen anderen Fabrikaten einfach nur recht billig verarbeitet wirkt, er liegt alles andere als gut in der Hand und der eine Stick, sowie die vier Konsolen-Tasten sind so deplatziert, dass man seine Finger verrenkt. Okay, die beiden Touchpads mögen eine interessantes neues Konzept sein und funktionieren auch, nach ein wenig Üben, recht gut mit manchen Spielen, aber es ist alles andere als intuitiv und fühlt sich furchtbar an. Nächste Hürde ist, dass man sich bei jedem Spiel von Neuem durch verschiedene Belegungsschemata klicken muss, bis man was Passendes gefunden hat, falls es überhaupt welche gibt für das Lieblingsspiel. Für den schnellen unbeschwerten Spielspaß ist das einfach nix.
Und nach wie vor steuern sich Shooter einfach mit Maus & Tastatur, sogar mit herkömmlichen Controllern viel besser, genauso auch Rennspiele.
Auch diesmal wieder keine Revolution in Sicht. Die Idee ist sehr sehr gut, die Valve da hatte, aber sie braucht wohl noch einige Iterationen, um wirklich gut zu werden. Es wird wohl weiterhin so sein, dass Spieler ihre Maus und Tastatur oder die vorhandenen Controller nutzen werden, an der Konsole sowieso. Spiele, die für Controller ausgelegt sind, lassen sich ja schon jetzt bequem am PC mit Controller spielen, sogar wireless. Ich sehe hier keinen Platz für Valves Eingabegerät.
HDMI Kabellos
Der dritte Schritt von Valve das Wohnzimmer zu erobern, war ein kleines schwarzes Kästchen namens Steam Link. Wirkt ein wenig wie der letzte Versuch, die Leute aus ihrem PC-Arbeitszimmer zu locken, denn damit kann man einfach und schnell seine Steam-Spiele auf den TV streamen, ohne den PC neben den Schirm zu stellen oder ein langes HDMI-Kabel zu verlegen.
Das Ganze ist in ein paar Sekunden installiert, jedoch ist das Ergebnis alles andere als umwerfend. Was die Link-Box macht, ist ganz einfach den Desktop des Quell-Computers zu duplizieren und ihn auf dem TV auszugeben. Punkt. Keine Magie, keine Steam-Konsolen-Feeling, kein automatischer Big Picture Modus. Und zu allem übel, kann man noch nicht einmal die Auflösung für den zweiten Monitor verändern! So konnte ich, der Steam-Link per Laptop benutzen wollte, nur in 720p daddeln. In speziellen Fällen, wie bei mir zu Hause, wenn man einen TV besitzt, der keinen guten Sound ausspuckt, hat man mit der Steam-Link Lösung wieder einen Knackpunkt. Steht der Rechner in einem anderen Zimmer, muss ich mit popeligem TV-Boxen-Stereo vorlieb nehmen. Aber das Schlimmste an allem, die minimale Verzögerung beim Spielen per Controller! Diese ist zwar echt minimal, aber kann bei manchen Spielen fatal sein.
Ich bleibe vorerst bei einer direkten HDMI-Verbindung zu einem Rechner, der im selben Raum wie der TV steht, denn dann habe ich wenigsten HD, weil ich so Auflösungen individuell für alle Minitore einstellen kann und ich kann ordentlichen Sound per PC-Anlagen Verbindung bekommen.
Und jetzt?
So, jetzt frage ich mich, für wen sind die neusten Valve-Produkte also gedacht? Oder viel mehr, wer wird sie wirklich kaufen und nutzen? Ich vermute stark, dass Spieler, die nicht ganz so technisch interessiert sind, sich eher mit einer Konsole begnügen werden, als mit einer der viele Steam-Maschines. Genauso auch mit dem Steam-Controller, der einfach nicht intuitiv genug ist für die breite Masse und er müsste mehr werden, als „nur“ ein alternatives Konzept, das noch nicht Mal wirklich mit jedem Spiel-Genre ordentlich nutzbar ist. Mit dem Steam-Link können sich vielleicht manche noch anfreunden, aber nach wie vor stehen wir vor einem kleinen Problem, das mit dem besten Setup nicht aus der Welt geschafft werden kann: PC-Spiele haben sehr oft eine zu kleine Schrift, als das man sie selbst mit einem großen HD-TV noch auf der Couch lesen könnte. PC-Gaming für die breite Masse im Wohnzimmer wird wohl noch eine Weile dauern. Oder ich habe das geniale Konzept von Valve einfach (noch) nicht verstanden!?