Der Autor der folgenden Zeilen hat sich eine Überdosis Batman injiziert und lebt immer noch gut damit und Sättigung hat sich komischerweise auch noch nicht eingestellt, trotz Comics, Filmen und vor allem dem neuen Spiel „Batman – Arkham City“. Und nun muss der Autor den lieben Leser mit Informationen zu Batman überhäufen.
72 Jahre Batman
Wenn man es mit Batman genau nimmt, muss man ja schon ein wenig unterscheiden und etwas tiefer graben. War Bob Kanes Batman noch ein simpler maskierter Detektiv, der 1939 in Ausgabe 27 der „Detective Comics“ seinen ersten Auftritt hatte, ist der aktuelle düstere Rächer mehr an die Comics der späten 80er Jahre angelehnt und eher eine gespaltene Persönlichkeit mit tief gehender Charakterzeichnung. Damit ist vor allem Frank Millers Batman gemeint. Mit dem Comic „Batman: Year One“ erzählte er die Entstehungsgeschichte von Batman noch einmal ausführlich. Wie der junge Bruce Wayne sein Trauma um den Tod seiner Eltern verarbeitet und wie er seine Vorliebe für Fledermäuse entdeckt, wird darin sehr schön beschrieben. Für alle Batman-Einsteiger sei dieses Comic wärmstens empfohlen. Regisseur Christopher Nolan hat sich von diesem Comic wohl stark inspirieren lassen, denn sein Film „Batman Begins“ ist quasi die inoffizielle Verfilmung davon. Erwähnenswert ist auch der andere große Comic von Miller „Batman – The Dark Knight returns“, der wohl auch seine Vorbildsfunktion für viele nachfolgenden Projekte hatte.
Doch neben dem düsteren nachdenklichen Verbrechensbekämpfer gibt es auch noch den eher bunten und unantastbaren Vertreter, der vor allem durch die Fernseh-Serie mit Adam West in den 60ern bekannt wurde. Als Kind hat man sie geliebt, heute ist sie Kult und ich zwinge mich inzwischen zu glauben, dass das als Satire gemeint war.
1989 verfilmte Tim Burton Batman mit großem Budget und auch großem finanziellen Erfolg, darauf folgte Batmans Rückkehr 1992. Fans der Miller-Comics, so wie ich einer bin, können mit diesen Filmen heute eher weniger anfangen. Doch Joel Schumacher setzte dem Ganzen noch eins drauf und zeigte uns mit Batman Forever (1995) und Batman & Robin (1997) wir schrill, bunt und poppig Batman sein kann. Für viele wohl erst mal der Tiefpunkt des Leinwand-Batmans. Lustigerweise hat sich eben dieser sogar später dafür entschuldigt:
Der Batman der letzten Jahre
Worauf ich hinaus will, ist der aktuelle Batman. Seit einigen Jahren geht der Relaunch um. Erst die Nolan-Filme, dann die beiden Spiele von Rocksteady und auch DC Comics wagte kürzlich einen Neustart der wichtigsten laufenden Batman Comic-Serien. Bei den meisten steht der dunkle Miller-Batman im Vordergrund. In dem Zusammenhang möchte ich auch noch auf die Comic-Kurzserie „Batman: Arkham Asylum“ (1989) von Grant Morrison hinweisen. Illustriert wurde sie von dem abstrakt zeichnenden und genialen Dave McKean. Der Plot ist ein komplett anderer, als der des gleichnamigen Spiels, aber das Szenario trug maßgeblich zum Setting des Spiels bei und das Arkham Asylum ist ein genialer Ort für eine düstere psychopathische Geschichte. Genauso auch die Idee: Batman quasi eingesperrt gleich auf ein ganzes Rudel seiner Todfeinde treffen zu lassen, macht das Ganze interessant. Die Batman-Schurken sind einfach geniale Charaktere. Verheimlichen lässt sich auch nicht, dass Rocksteady einen erfahrenen Batman-Autor, Paul Dini, für die beiden Spiele mit an Bord hatte. Dieser hat übrigens in einer Kurzserie die Vorgeschichte zu „Arkham City“ in Form von fünf Comic-Heftchen erzählt, die kurz vor dem Spiel herauskam.
Millers Batman ist eine dunkle Figur, die sich mit Vorzug in dunklen Ecken herumtreibt und gezielt und leise zuschlägt. Er steht zwar für das Gute, geht dabei aber hart zur Sache, jedoch nicht ohne immer wieder zu zweifeln und Wut spielt auch eine große Rolle in seinem Handeln. Die Wut vor allem gegenüber dem Mörder seiner Eltern, den er aber sehr gut unterdrückt. Bei seinen Kämpfen sieht man ihm einfach immer wieder an, dass da mehr dahinter steckt, als einfach nur neutral Verbrecher zu bekämpfen. Und immer wieder hinterfragt er auch alles, was er tut. Batman versucht seinem Grundsatz treu zu bleiben, nicht zu töten, nimmt dabei aber immer wieder Todesopfer in Kauf, auch wenn nicht immer aktiv durch sein Handeln. Und genau das ist der innere Konflikt vom Fledermaus-Mann. Das Motiv zeigt sich wiederholt in den beiden Filmen „Batman Begins“ und „The Dark Knight“.
Am Rande erzählt, für alle die tiefer in die Materie eintauchen wollen: Eine der heftigsten Krisen mit sich selbst erlebt der Held im Comic „Harvest Breed“ (2003) von Georg Pratt.
Batman – Arkham City
Rocksteady greift das Szenario von Arkham Asylum auf, packt noch mehr Superschurken als im Vorgänger rein und pinselt alles schön in der dunklen Optik der Miller-Comics. Da gingen Nolan und Rocksteady Hand in Hand. Spätestens in „The Dark Knight“ sieht man viele Parallelen zum Spiel, bzw. Parallelen vom Spiel zum Film. Batmans Inszenierung, die Kamerafahrten, seine Kampf-Choreografie und auch die Sound-Effekte sind nahezu identisch. Selbst die blaue Detektiv-Sicht von Batman kommt im Spiel und Film in ähnlicher Weise zum Einsatz. Macht auch einmal den Selbstversuch und schaut euch „The Dark Knight“ an und legt dann „Arkham City“ in eure Konsole. Vom cool inszenierten Film könnt ihr im Spiel fast nahtlos in die Hauptrolle schlüpfen. Zum Beispiel, wenn man von einem hohen Gebäude in die tiefen Straßenschluchten von Gotham City springt und dann das Cape aufmacht, um langsam gen Boden zu gleiten. Wirklich genial inszeniert von beiden Medien. Da ist das aktuelle Spiel noch eine weitere Steigerung der hautnahen und packenden Inszenierung. Man sieht im Spiel deutlich, dass Batman eben keine besonderen Kräfte hat, mal abgesehen von seinem Spürsinn, Kampfkunst und seiner Gewandtheit. Batmans Anzug wird im Laufe des Spiels immer zerschlissener und einige Wunden zeichnen sich ab. Und der Kostümierte ist auch nicht unsterblich, ein Bildschirmableben ist sehr schnell passiert, wenn man nicht auf der Hut ist. Was mir allerdings ein wenig stört am Spiel ist, dass der Fledermaus-Mann wenig von seinem Inneren Preis gibt. Er wirkt immer gefasst, weiß was er will und denkt scheinbar nie daran, wie sein brutales Vorgehen auch mal schief gehen könnte. Zu den ganzen Schurken bekommt man mehr Einblick, auch wenn dies nur immer wieder kurz am Rande erscheint. Da sind die Nolan-Filme schon ein Stück weiter. Was bleibt bei Batman – Arkham City ist aber die durchgehende brillante Inszenierung der Fledermaus in all ihrer Coolness und als wahrer Superheld. Definitiv spielenswert, nicht nur als das beste Batman-Spiel aller Zeiten, sondern auch als Spiel, das viele andere gute Spiele in den Schatten stellt.
Was hat nun Batman, was ihn so erfolgreich macht, was die Superhelden-Kollegen nicht haben? Der ebenfalls sehr beliebte Spiderman hat zwar auch sehr erfolgreiche Kino-Filme, aber sie gehen einfach nicht ganz so tief heran, wie das Nolan geschafft hat. Genauso Iron-Man oder Superman. Es mag nicht nur an den Filmen liegen, Batman ist auch der einzige große Superheld, der nach vielen schlechten Games-Umsetzungen, endlich eine würdige Versoftung bekommen hat. Schlechte Filmumsetzungen hatte er zwar auch, genauso wie die andren genannten Helden. Doch Rocksteady hat es geschafft, dies mit „Arkham Asylum“ und „Arkham City“ wieder gut zu machen.
Batman Trivia
Zum Schluss noch ein bisschen triviales Wissen aus der Netzwelt. So hat 1939 alles angefangen:
Dazu gibt es eine amüsantes Video-Review vom allerersten Batman-Comic aus der Reihe „Secret Origins“ von Lewis Lovhaug auf seinem Blog „Atop of the fourth Wall“:
Und so sieht könnte der nächste Schritt 2012 mit Nolans dritten Film „Dark Knight Rises“ aussehen: